
Masters Tournament
Straka scheitert nach Aufholjagd bitter am Cut. McIlroy bezwingt seine Major-Dämonen und schlüpft auf dramatische und spannungsgeladene Weise erstmals ins Green Jacket
PGA Tour/DP World Tour – 10.-13. April | Augusta National GC, Augusta/Georgia
Drama, Spannung und große Emotionen: Das Masters Tournament 2025 vereint alles, was den Golfsport so faszinierend und einzigartig macht. Es ist ein Turnier voller Wendungen, Gänsehautmomente und sportlicher Größe – und am Ende schreibt ein Mann Geschichte. Rory McIlroy vollbringt etwas, worauf die Golfwelt seit Jahren hingefiebert hat: einen der bedeutendsten und sehnlichst erwarteten Triumphe in der Historie des Spiels. Das zeigt sich nicht nur in seiner ergreifenden Reaktion auf dem Grün, sondern auch im ehrlichen Jubel und den aufrichtigen Glückwünschen, die ihm aus allen Ecken des Golf-Universums entgegenströmen.
Bevor der Blick auf Rory McIlroys Meisterstück fällt, führt der Weg zunächst zu einem Auftritt mit weniger Glanz – jenem von Sepp Straka. Der Österreicher startet zum vierten Mal beim Masters, doch diesmal endet sein Turnier bereits nach zwei Runden – zum ersten Mal in Augusta verpasst er den Cut.
Schon die Auftaktrunde verläuft nicht nach Wunsch: Zwei Bogeys auf den ersten drei Löchern bringen ihn früh aus dem Takt. Zwar gelingen ihm im weiteren Verlauf drei Birdies, doch sie können nicht über die Fehler hinwegtrösten, die sein Spiel durchziehen. Auf der 9 führt eine leicht getoppte Annäherung zu einem Drei-Putt und damit zu einem Doppelbogey. Auf der 11 – einem der kniffligsten Par 4 des Kurses – lässt ihn sowohl das lange als auch das kurze Spiel im Stich. Das Resultat: ein bitteres Triplebogey. Zwei weitere Bogeys nach Fehleinschätzungen auf den Grüns komplettieren eine enttäuschende Runde. Mit der 78 (+6) stellt Straka sein bislang schlechtestes Ergebnis auf dem ehrwürdigen Platz von Augusta National ein – gleichauf mit seiner Finalrunde 2023.
Doch Straka zeigt am zweiten Tag Kampfgeist. Über Nacht sorgen Regenfälle für bessere Scoring-Bedingungen – und auch sein Spiel findet neue Stabilität. Auf den beiden Par 5 der Front Nine holt er sich frühe Birdies, einzig ein ausgelippter Par-Putt auf dem langen Par 3 der 4 bringt ein Bogey. Mit -1 nach neun Löchern liegt er klar auf Cut-Kurs. Zwischen Loch 10 und 14 folgen vier weitere Schlaggewinne – Straka scheint die Wende zu schaffen.
Doch das Finish wird ihm zum Verhängnis: Auf der 17 landet sein Abschlag weit rechts, das Up and Down zum Par gelingt nicht. Auf der 18 verzieht er den Drive deutlich nach links, ein Strafschlag ist die Folge – das daraus resultierende Triplebogey begräbt alle Hoffnungen auf das Wochenende. Trotz des bitteren Aus bleibt Straka in der FedExCup-Wertung die Nummer zwei – direkt hinter Rory McIlroy.
McIlroy schreibt Golfgeschichte – mit allen Zutaten für ein Hollywood-Drehbuch
Zurück zu jenem Mann, der in Augusta im 17. Anlauf endgültig Golfgeschichte schreibt: Rory McIlroy. Nach elf Jahren ohne Major-Erfolg – in dieser Zeit sammelt niemand mehr Top-Ten-Platzierungen bei Majors als er – erhält er endlich das heiß ersehnte Green Jacket. Und als Krönung vollendet er mit diesem Triumph den Karriere-Grand-Slam – ein Kunststück, das vor ihm nur fünf Golfern gelingt: Gene Sarazen, Ben Hogan, Gary Player, Jack Nicklaus und Tiger Woods.
Die Art und Weise, wie der Nordire aus Holywood diesen historischen Sieg erringt, gleicht einem Hollywood-Drehbuch. Als einer der großen Favoriten gestartet, übernimmt er diese Rolle zunächst mit Bravour – bis zwei Unachtsamkeiten in Runde eins vier Schlagverluste bringen. Er kommt mit Even Par zurück ins Clubhaus. In den beiden folgenden Runden zündet er dann das Feuerwerk: Zwei brillante 66er-Runden (-6) katapultieren ihn an die Spitze. Besonders am Moving Day brilliert er mit einem Traumstart – fünf unter nach fünf Löchern – und geht mit zwei Schlägen Vorsprung auf Bryson DeChambeau in den Finalsonntag. Und dieser Sonntag wird zu einem der emotionalsten und dramatischsten, die das Masters je erlebt hat:
Schon auf den ersten beiden Löchern zeigt sich, dass es kein Spaziergang wird: Beide Drives bleiben unglücklich an den Fairwaybunker-Kanten hängen. Das Doppelbogey auf der 1 kostet den gesamten Vorsprung, DeChambeau überholt ihn mit einem Birdie auf der 2. McIlroy wirkt kurz wacklig, doch er bleibt fokussiert, vertraut seinem Spiel – und schlägt zurück: Birdies auf den Löchern 3 und 4, später auf 9 und 10 bringen ihn erneut in Führung. Selbst eine Schrecksekunde auf der 11, als sein zweiter Schlag gefährlich nahe ans Wasser geht, übersteht er mit einem Bogey relativ unbeschadet.
Dann folgt der Amen Corner – und das Drama nimmt seinen Lauf. Auf dem Par 5 der 13 trifft er die falsche Entscheidung, legt zu aggressiv auf die Fahne an – und wird prompt mit einem missglückten Wedge und dem Doppelbogey bestraft. Auch die 14 verläuft unglücklich, das Bogey folgt. Während DeChambeau im weiteren Verlauf den Anschluss verliert, sorgt Justin Rose mit einer spektakulären Schlussrunde für neue Spannung und zieht mit McIlroy gleich.
Doch McIlroy beweist erneut seine Klasse: Auf den Löchern 15 und 16 feuert er zwei präzise Eisen-Schläge dicht an die Fahnen. Das Eagle auf der 15 bleibt zwar aus, aber zwei Birdies bringen ihn wieder in Führung – und zum Greifen nah ans Ziel. Doch auf dem Schlussloch spielt die Nervosität noch einmal mit: Aus perfekter Position verzittert er das Wedge, der Ball landet rechts im Grünbunker. Das resultierende Bogey ebnet Rose den Weg ins Stechen.
Das anschließende Playoff liefert Golf auf höchstem Niveau. Rose legt mit einem starken Eisen vor, doch McIlroy beweist Nerven aus Stahl: Ein Weltklasse-Wedge bringt ihm einen Birdieputt aus etwa einem Meter. Rose verpasst – McIlroy verwandelt. Und dann brechen die Dämme. Noch auf dem Grün geht McIlroy schluchzend zu Boden, überwältigt von Emotionen. Der Druck, die Zweifel, das Warten – alles fällt von ihm ab. Der Jubel ist ohrenbetäubend, die ganze Golfwelt gönnt ihm diesen Moment von Herzen.
Rory McIlroy muss sich ab sofort nie wieder fragen, ob seine Zeit beim Masters jemals kommen wird. Sie ist gekommen. Und wie. Mit seinem Triumph reiht er sich endgültig ein in die Riege der Allergrößten – als Grand-Slam-Champion, als Champion von Augusta, und als einer der größten Golfer aller Generationen.
Masters Tournament
LeaderboardTurnier-Vorschau
Das diesjährige US Masters Tournament verspricht dank der besonderen Ausgangslage – sowohl sportlich als auch hinsichtlich des Platzes – bereits im Vorfeld ein außergewöhnlich spannendes Turnier. Die Vorfreude ist dementsprechend groß.
Der traditionsreiche Augusta National Golf Club präsentiert sich nach den Schäden durch Hurrikan Helene in einem leicht veränderten Erscheinungsbild. Auch wenn sich der Platz weiterhin in tadellosem Zustand befindet, bietet sich Spielern und Zuschauern eine ungewohnte Optik: Zahlreiche Bäume wurden beschädigt oder mussten entfernt werden. Genaue Angaben machte der Club dazu nicht – doch nachdem sich am Montag (zumindest kurzzeitig) die Tore öffneten, wurde das veränderte Landschaftsbild sichtbar. Inwieweit sich diese Veränderungen auf das Spielgeschehen auswirken, darüber gehen die Meinungen der Spieler auseinander. Die Rede ist sowohl von spielbeeinflussenden Änderungen als auch nur von veränderten Sichtverhältnissen. Die Gesamtlänge des Kurses bleibt mit exakt 6.908 Metern jedenfalls unverändert – im Gegensatz zu den vergangenen vier Jahren, in denen jeweils kleinere Anpassungen vorgenommen wurden.
Sportlich steht das Turnier im Zeichen der Frage, ob Rory McIlroy in seinem mittlerweile 17. Anlauf endlich den langersehnten Triumph beim Masters feiern und damit den Karriere-Grand-Slam vollenden kann. Seit über einem Jahrzehnt zählt er regelmäßig zu den Favoriten, doch nie zuvor reiste der Nordire in einer derart starken Verfassung nach Augusta wie in diesem Jahr. Seine Ausgangslage wird zudem dadurch begünstigt, dass einige seiner – zumindest auf dem Papier – stärksten Konkurrenten bisher noch nicht konstant ihre Topform abrufen konnten.
Gleichzeitig bedeutet diese Konstellation, dass der Druck auf McIlroy größer ist, denn je. Seine spielerischen Fähigkeiten sind unbestritten, doch ob er in diesem Jahr tatsächlich erstmals das Green Jacket überstreifen kann, wird maßgeblich davon abhängen, ob er der mentalen Herausforderung standhält.
Aber auch aus österreichischer Sicht lohnt sich der Blick nach Augusta heuer besonders: Sepp Straka zählt aktuell zu den konstantesten Spielern der Saison. In der Weltrangliste haben bislang nur zwei Spieler im Jahr 2025 mehr Punkte gesammelt. Bei sechs seiner bisherigen neun Turnierstarts landete er unter den Top 15 – darunter ein Turniersieg. In Augusta zeigte er ebenfalls solide Leistungen: Bei allen drei bisherigen Teilnahmen schaffte er den Cut, das Highlight war ein geteilter 16. Platz im Vorjahr.
Die Liste potenzieller Mitfavoriten ließe sich noch um zahlreiche Namen erweitern – könnte aber ebenso gut vergebene Mühe sein. Denn wie immer gilt beim Masters: Alles ist möglich. Fest steht jedoch, dass der Weg zum prestigeträchtigen Green Jacket für alle Teilnehmer ein anspruchsvoller und steiniger sein wird.
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