Olympia 2024

Spitz kommt besser zurecht und kämpft sich nach vorne. Schober kassiert im Finish erneut einen Rückschlag

Emma Spitz hat 2018 bei den Olympischen Jugendspielen als Amateurin schon ein bisschen olympische Luft schnuppern dürfen und zudem Bronze mitgenommen. „Es war einer der schönsten Erlebnisse meiner Amateur-Karriere. Aber seit 2018 ist viel Zeit vergangen. Ich bin jetzt eine komplett andere Spielerin,“ so die 24-jährige. Landsfrau Sarah Schober hätte als Nachrückerin bereits in Tokio mit dabei sein können, entschied sich aber dagegen. Diesmal ist sie zunächst knapp aus dem Quali-Ranking gefallen und erst dank dem Ausscheiden anderer Golferinnen auf den Zug aufgesprungen. „Ich möchte mit Feuer reingehen, aber trotzdem auch gelassen“, so die Steirerin während des Interview-Marathons im Vorfeld. „Der Spaß steht im Vordergrund.

Zu den Favoritinnen – allen voran US-Superstar Nelly Korda – zählt das österreichische Duo zwar nicht, gerade im Golfsport sei aber alles möglich. „Gerade in unserem Sport kann jeder gewinnen. Wenn du vier gute Tage hast, die Nerven behältst und ruhig bleibst da draußen“, so Schober. Ähnlich sieht das Spitz: „Wenn es in einem Sport ein Überraschungspodest oder Überraschungssiege geben kann, dann wahrscheinlich im Golf.“

Neben der Konkurrenz gilt es noch den Platz zu bezwingen. „Es ist ein mega-cooler Golfplatz, wahrscheinlich der beste in diesem Jahr, auf dem wir zu Gast sein dürfen. Le Golf National ist in einem sehr, sehr guten Zustand. Es macht großen Spaß. Beim Training auf dem Platz habe ich jeden Schlag, jeden Schritt unglaublich genossen“, berichtet Schober mit Vorfreude. Einen Eindruck von der Stimmung haben sie auch bereits bekommen. „Besser hätten wir in dieses Olympia-Abenteuer eigentlich nicht starten können, als bei den Herren die letzte Runde live mitzuerleben. Selbst Sepp, der auf der PGA-Tour eigentlich ständig vor großen Zuschauermengen spielt, war von dieser Atmosphäre positiv überrascht. Ich war schon 2018, beim Ryder Cup, als Zuschauerin dabei. Und diese olympische Schlussrunde hat sich wieder wie damals angefühlt. USA gegen Europa. Es war richtig cool“, schildert Spitz ihre Eindrücke. Erstmals sind heuer zwei österreichische Golferinnen im 60er-Feld vertreten. Bisher kam nur die Tirolerin Christine Wolf zu dieser Ehre. Ihre beste Platzierung ist ein 43. Platz bei der Premiere in Rio.

Runde 1 – Spitz und Schober haben zu kämpfen und können zum Auftakt nicht mit der Spitze mithalten

Emma Spitz hat zu Beginn Probleme in den Rhythmus zu finden. Der erste Abschlag passt zwar, nach einer verzogenen Annäherung kann sie sich aber nicht gut aus dem Rough befreien und kassiert das erste Bogey. Auch in weiterer Folge kämpft sie um die Pars und muss auf den nächsten drei Bahnen zwei weitere Schlagverluste hinnehmen. Auf dem Par 4 von Loch 6 kommt immerhin ein erstes Birdie auf die Scorekarte, mehr will aber zunächst nicht gelingen. Auf den Back Nine fangen die Probleme, auch bedingt durch den herrschenden Wind, erneut an. Ein Bogey auf dem Par 5 von Loch 14, einem der leichtesten Löcher des Platzes, macht den Anfang. Ein ärgerliches Doppelbogey auf Loch 17, nach einer weiteren verzogenen Annäherung vom Fairway, ist besonders bitter. Denn auf dem Par 3 von Loch 16 und auf dem abschließenden Par 5 gelingen ihr noch zwei Birdies. Mit der 75 (+3) ist die 24-jährige auch alles andere als zufrieden. Rang T36 ist nicht das erhoffte Zwischenergebnis.

Sarah Schober ergeht es auf ihrer Runde ähnlich und am Ende steht ebenfalls eine 75 zu Buche. Das erste Bogey kommt auf Loch 2 (Par 3) auf die Scorekarte, das zweite folgt auf Loch 7 (Par 4). Mit den Birdie-Putts will es dazwischen nicht klappen, zum Turn kommt sie dennoch bei Even-Par – dank perfekten Annäherungen auf den Löchern 8 (Par 3) und 9 (Par 5). Die Back Nine werfen sie allerdings wieder zurück. Ein Bogey auf dem Par 3 von Loch 11 ist noch verschmerzbar, auf Loch 14 (Par 5) landet die Annäherung vom Fairway jedoch im Grünbunker und erst Schlag sechs landet auf dem Grün. Ein Doppelbogey ist die Folge. Im Finish lässt sie noch dazu zwei aussichtsreiche Birdie-Chancen liegen. Beide Österreicherinnen haben somit noch Luft nach oben.

Runde 2 – Spitz kommt besser zurecht und kämpft sich nach vorne. Schober kassiert im Finish erneut einen Rückschlag

Emma Spitz startet perfekt in Runde zwei und liegt dank präziser Arbeit nach drei Löchern bereits zwei unter Par. Just auf den Löchern 1 und 3, die ihr gestern die ersten Bogeys eingebracht haben, nimmt sie diesmal Birdies mit. Zwei Abschläge ins dichte Rough führen allerdings noch vor dem Turn auf den Löchern 6 und 7 zu zwei Schlagverlusten. Ansonsten zeigt sie in Runde zwei aber Konstanz vom Abschlag und liegt in der Strokes Gained Statistik mit 2,675 Schlägen auf Platz 1. Auf den Back Nine wollen – trotz einiger guter Chancen – allerdings zunächst keine Putts mehr fallen. Im Finish läuft hingegen heute alles nach Wunsch. Auf dem Par 4 von Loch 17, wo ihr gestern noch ein ärgerliches Doppelbogey unterlaufen ist, stopft sie den Birdie-Putt aus mehr als zehn Metern Entfernung. Und auf dem abschließenden Par 5 liegt sie nach Schlag zwei erneut auf dem Grün und hat keine Probleme das Birdie mitzunehmen. Somit erspielt sie sich noch eine 70 (-2) und nähert sich auf Rang T22 (+1) den Spitzenplätzen an. Rang 3 ist aber noch sechs Schläge entfernt.

Sarah Schober muss auch nicht lange auf einen Schlaggewinn warten. Auf dem Par 5 von Loch 3 bringt sie die Annäerhung aus dem Rough gut aufs Grün und bringt den Putt im Loch unter. Trotz weiterer vielversprechender Chancen bleibt es aber bei einem Birdie. Ansonsten leistet sie sich kaum Fehler. Erst auf dem Par 5 von Loch 9 muss sie um das Par kämpfen, locht den Par Putt aus knapp vier Metern aber stark. Zu Beginn der Back Nine klappt ihr Spiel weniger gut. Die Bogeys auf den Löchern 10 und 13 sind aber nur ein kurzer Einbruch. Denn mit zwei Birdies auf den nächsten drei Bahnen liefert sie die perfekte Antwort. Auf Loch 17 folgt dafür ein deutlicher Rückschlag. Der Abschlag geht links ins hohe Rough und nur mühsam kann sie sich zum Grün kämpfen. Das Doppelbogey im Finish wirft sie leider wieder auf die Ausgangsposition zurück. Vor dem Wochenende liegt sie nach der 73 (+1) weiter auf Rang T36.

An der Spitze spielt Lokalmatadorin Celine Boutier um elf Schläge schlechter als noch am Vortag und fällt deutlich zurück. Die Führungsposition hat nunmehr die Schweizerin Morgane Metraux inne, die sich mit einer unglaublichen Front Nine (28 Schläge) und einer 66 gesamt auf Platz eins vorkämpft.

Runde 3 – Spitz und Schober können den Moving Day nicht für einen Vorstoß nutzen und liegen vor der Finalrunde abgeschlagenen im Mittelfeld

Emma Spitz startet wieder fehleranfällig und muss auf den Front Nine gleich fünf Bogeys hinnehmen. Auf Loch 1 landet der Abschlag beinahe im Wasser, das erste Bogey folgt dennoch. Auf Loch 2 folgt der nächste Schlagverlust. Die Probleme im Kurzspiel setzen sich gegen Ende der ersten Neun fort. Zwei Drei-Putts und ein weiteres verpasstes Up and Down vom Vorgrün werfen sie deutlich zurück. Auf Loch 12 muss sie nach einer verpatzten Annäherung vom Fairway ein weiteres Bogey einstecken, kann bis zum Finish aber noch drei Schläge gut machen. Zwar leistet sie sich auf Loch 15 erneut einen Drei-Putt, mit zwei Birdies und einem Eagle auf dem abschließenden Par 5 kann sie sich aber immerhin noch eine 75 (+3) erspielen. Sie geht von Platz T32 (+4) in den Schlusstag.

Sarah Schober startet hingegen fulminant. Mit drei Birdies auf den ersten drei Löchern – dank einem langen gelochten Birdie-Putt und zwei guten Annäherungen. Weitere Chanen bleiben ungenutzt. Kurz vor dem Turn gerät sie jedoch ins Wanken. Zwei verzogene Abschläge – auf dem Par 5 von Loch 9 bis ins Wasser – kosten sie die ersten beiden Schläge. Auf den Back Nine wollen ebenfalls keine Birdie-Putts mehr fallen. Die Par 4s von Loch 13 und 17 kosten sie dafür zwei weitere Schläge. Auf dem Par 5 von Loch 9 kann sie einen weiteren Schlagverlust hingegen noch gerade so verhindern. Nach der 73 (+1) liegt sie einen Schlag hinter ihrer Teamkollegin, weiterhin auf Rang T36 (+5).

Finalrunde – Spitz bringt das Turnier versöhnlich zu Ende. Schober findet zum Schluss nicht in den Rhythmus. Lydia Ko vollendet ihren Medaillensatz mit Gold

Emma Spitz startet mit einem Drive ins Wasser denkbar ungünstig, kann auf dem Grün mit einem starken Putt aber noch das Bogey retten. Eine erste gute Birdie-Chancen bleibt zwar noch ungenutzt, auf dem Par 5 von Loch 3 erspielt sie sich aber ein Easy-Birdie und gleicht aus. Auf dem folgenden Par 4 folgt erneut ein kurzer Rückschlag nach einer misslungenen Annäherung. Ein weiteres Bogey auf Loch 5 kann sie aber abwenden. Ab nun überwiegt der positive Eindruck, der sich auch im Ergebnis widerspiegelt. Drei Birdies auf den nächsten fünf Spielbahnen bringen sie zwei unter Par. Alle Chancen kann sie zwar nicht nutzen, mit einem weiteren stark geretteten Par und je einem Birdie bzw. Bogey hält sie aber ihren Score und kommt mit 70 (-2) Schlägen ins Ziel. Damit bringt sie das Turnier für sie persönlich zu einem versöhnlichen Ende und belegt Rang T29 (+2) bei der Olympia-Premiere.

Sarah Schober kann ihren ersten Auftritt bei Olympia nicht wie gewünscht abschließen. Die Steirerin leistet sich in der Finalrunde deutlich zu viele Fehlschläge und kommt nur mit einer 79 (+7), ihrer deutlich schlechtesten Tagesleistung, zum Scoring. Auf den ersten fünf Löchern leistet sie sich aufgrund misslungener Annäherungen gleich vier Bogeys. Ihr Spiel stabilisiert sich zwar und ein erstes Birdie ist die Folge, auf Loch 9 (Par 5) geht aber wieder einiges schief und der Schlag ist wieder dahin. Nach dem Turn geht die Misere mit vier Schlagverlusten binnen drei Löcher weiter. Bis zum Schluss spielt sie aber wieder fehlerfrei und kann auf dem abschließenden Par 5 noch ein Birdie mitnehmen. Mit Rang T47 (+12) ist sie nach der Runde nicht ganz glücklich, will die Erfahrung Olympia aber keinesfalls missen.

Zur neuen Olympiasiegerin kürt sich die Neuseeländerin Lydia Ko bei -10, die zu Hause bereits eine Bronze und eine Silberne zu Hause hängen hat. Silber geht mit einer tollen 66erRunde sensationell an die Deutsche Esther Henseleit (-8). Bronze geht nach China an Xiyu Lin (-7).

Vor dem Start des olympischen Golfturniers der Frauen hat Spitz auch noch mit der Ladies European Tour gesprochen und Einblicke in ihre Erinnerungen an die Jugendspiele und Schlüsselmomente auf ihrem Weg nach Paris gegeben:

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