Interview mit Andy Plummer
Von der Stack & Tilt®-Methode bis zum High-Tech-Training: Wie moderne Ansätze Golf auf ein neues Niveau heben – und warum Österreichs Performance & Competence Center laut Plummer sogar weltweit mit den besten Facilities mithalten kann
In Österreich und wohl auch in Europa ist das Performance & Competence Center einzigartig. Wo steht das Zentrum im weltweiten Vergleich?
An der Spitze. Das PCC ist eine extrem beeindruckende Einrichtung. Ich wüsste nicht, wie man bessere Trainingsbedingungen schaffen könnte. Es bietet einem die Möglichkeit, modernste Technologien zu nutzen und in einer Umgebung zu trainieren, die man selbst kontrollieren kann. Im Freien ist das nur schwer zu erreichen. Ich bin ein großer Befürworter des Trainings in einer Laborumgebung und das PCC ist hier ein Vorbild.
Welches Potenzial hat ein solches Zentrum?
Oft wird in warmen Klimazonen nicht genug Zeit für gezieltes Training unter Laborbedingungen aufgewendet. Man schlägt Ball auf Ball und ist gleich wieder auf dem Weg zur nächsten Runde oder zum nächsten Turnier. In so einer Jahreszeit, wo das Wetter draußen kalt ist, hat man die Möglichkeit, sich auf das Techniktraining zu konzentrieren. Das sind entscheidende Trainingseinheiten in der Off-Saison. Und eine Anlage wie diese, mit Force Plates, Radartechnologie usw., und einem Untergrund, der speziell dafür geeignet ist – ich halte das für einen enormen Wettbewerbsvorteil und die Zukunft des Golfsports.
Wie wichtig sind moderne Technologien in einem traditionellen Sport wie Golf?
Modernen Trainingsmethoden sind äußerst präzise und in puncto Spielerentwicklung eine entscheidende Hilfestellung. Je besser die Spieler werden, desto besser wird auch das Training, was wiederum noch bessere Spieler hervorbringt. Von außen betrachtet mag Golf als ein traditioneller Sport angesehen werden, aber für uns Trainer und diejenigen, die ständig nach Verbesserung streben, ist Golf ein fortschrittliches Spiel, kein traditionelles. Wir suchen ständig nach neuen Ansätzen, um uns zu verbessern. Das betrifft auch die Schläger- und Balltechnologie. Deshalb sieht man heute viel niedrigere Scores, und das auf allen Ebenen. Mit der Verbesserung des Spiels, der Spieler und des Trainings sind auch die Ausrüstung und die Platzpflege deutlich besser geworden. Das Spiel hat sich enorm weiterentwickelt, insbesondere in den letzten 15 bis 20 Jahren.
Warum sind Sie heute hier?
Ich bin ein Verfechter von systematischem Training im Golfsport und will sowohl Trainern als auch Spielern helfen, das Spiel in ihren Köpfen zu organisieren. Ziel ist es, ihnen eine Vorlage in die Hand zu geben und ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie sie den Golfschwung optimieren können. Mit einem systematischen Ansatz, um zu lernen, den Ballflug zu kontrollieren. Um einem oft chaotischen Spiel mehr Rationalität zu verleihen.
Kurz gesagt: Worauf basiert die Stack & Tilt®-Methode?
Es handelt sich um ein Golfsystem, das auf einer dreidimensionalen Beschreibung des Schwungs und dessen Funktionsweise basiert – so wie wir es definieren. Durch Indoor-Training und den Einsatz von Hochgeschwindigkeitskameras sowie 3D-Messsystemen, wie sie hier im PCC ebenfalls vorhanden sind, kann die Körperbewegung in drei Bewegungsebenen erfasst werden. Und eine solche dreidimensionale Analyse erfordert eben ein System, da die vielen Bewegungen sonst zu komplex wären. Das Ziel der Stack & Tilt®-Methode ist, diese dreidimensionalen Bewegungen zu organisieren und klar strukturiert darzustellen.
Ihre Methode bezieht sich auch auf das Buch „The Golfing Machine“ von Homer Kelley. Wie lässt sich dieses komplexe Buch für alle Golfer übersetzen?
Genau darum geht es. Ich möchte das Spiel einfach machen. Um es zu vereinfachen, arbeite ich gerne mit Bildern. Denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Wenn ich ein paar Bögen und Linien auf den Boden zeichne, die als visuelle Referenzen dienen, können diese Bögen den Weg des Schlägers und der Hände verdeutlichen. Sie können demonstrieren, was mit Worten nur schwer zu erklären wäre. Also man kann „The Golfing Machine“ mit ein paar Diagrammen darstellen, ohne dafür weit ausholen zu müssen. Das ist der praktische Aspekt an der Stack & Tilt®-Methode – etwas Kompliziertes so darzustellen, dass es leichter reproduzierbar wird.
Wer profitiert mehr - Anfänger oder Profis?
Es ist ein progressives System, das Anfängern den Einstieg erleichtert und für Profis gleichermaßen von Vorteil ist. Bei Anfängern liegt der Fokus auf den wichtigsten Grundlagen, während Profis gezielt an einem spezifischen Problem arbeiten können, ohne ihr gesamtes Spiel umstellen zu müssen. Es geht weniger darum, wer mehr profitiert, sondern darum, ein System zu haben, das von den Grundlagen bis zur Spitze alles abdeckt. Man kann sich genau die Teile herausnehmen, die man gerade braucht, je nachdem, wo man sich im Entwicklungsprozess befindet.
Gibt es Missverständnisse über Stack & Tilt®?
(Lacht) Davon gibt es jede Menge. Immer, wenn man etwas definiert oder neue Technologien einsetzt, um etwas zu definieren, und diese Technologien den Leuten unbekannt sind, entsteht Verwirrung. Dass wir als eine der Ersten den Schwung dreidimensional beschrieben haben, hat viele irritiert, die die Begriffe nicht verstanden haben. Ein Teil der Verwirrung rührt also von der 3D-Beschreibung her. Ein weiterer Punkt ist „The Grid“ (Anm.: sozusagen die „Roadmap“, wohin sich der Schläger und die Hände während des gesamten Schwungs bewegen sollten), was anfangs nicht immer klar kommuniziert wurde. Diese beiden Aspekte haben zu einer gewissen Skepsis auf dem Markt geführt. Das System wurde jedoch mit Technologie entwickelt und je zugänglicher diese Technologie für alle wird, desto besser kann die Stack & Tilt®-Methode vermittelt werden. Wie gesagt, genau deshalb bin ich hier – als Fürsprecher für systematisches Training, aber auch für 3D-Messungen und die präzise Vermittlung der Ballfluggesetze.
Was bedeutet Golf für Sie?
Für mich war Golf nie ein Job, sondern immer eine Leidenschaft. Es fühlt sich einfach an wie ein Teil von mir. Es ist das, was mich ausmacht. Wenn man diesen Weg so lang gegangen ist, kann man sich nicht mehr vorstellen, etwas anderes zu machen. Selbst in meinem Alter fällt es mir schwer, mich vom Spiel zu lösen. Sogar an freien Tagen denke ich über Golf nach, schaue Videos, analysiere Details. Überall, wo ich hingehe, sehe ich Golf. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist, aber Golf ist ein Teil von mir. Das Spiel nimmt mich auf diese Weise vollkommen ein, so gesehen ist es einfach ein Teil meines Lebens.
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