Golf: das Spiel der Spiele
Kennen Sie auch die Situation, wie es sich anfühlt, wenn Sie unter Leistungsdruck einen Schlag „verhauen“ und sich auf dem Weg zum nächsten Schlag darüber aufregen?
„Golf ist trügerisch einfach und unendlich kompliziert; es befriedigt die Seele und frustriert den Intellekt. Es belohnt und macht gleichzeitig verrückt – und es ist ohne Zweifel das großartigste Spiel, das die Menschheit je erfunden hat.“ Arnold Palmer hat dieses Attest ausgestellt, die Lichtgestalt hat gesprochen, und dem ist nichts hinzuzufügen. Debatte eigentlich erledigt: Wie kann langweilig sein, was „King Arnie“ mit einer solchen Sentenz adelt. So einfach will es sich Autor Michael F. Basche in der neuesten Ausgabe des Golf & Lifestyle Magazins „perfect eagle“ nicht machen:
Zumal es sich von außen nicht auf den ersten Blick erschließt, solange einer nicht selbst zum Schläger greift und irgendwann jenes satte, süchtig machende Smash eines gut getroffenen Balls spürt. Da kann man noch so viel erzählen: von einem Spiel, dessen Wesen und Reiz die Imperfektion ist und bei dem schon ein Mü an Veränderung im komplexen Schwungsetting darüber entscheidet, ob der Schlag göttlich oder grausam ausfällt. Dass man vornehmlich gegen sich, seine aktuellen Befindlichkeiten, allenfalls noch gegen den Platz sowie Natur und Witterung spielt. Bei dem der Weg das Ziel ist, das beinahe manische Mühen um die eine Runde. Das uns unterwegs schonungslos mit dem eigenen Charakter konfrontiert. Wenn man Reflexion zulässt. Golf kann sowieso nicht langweilig sein, wenn man einen Sinn und Interesse für das Wesen der Dinge hat, ihnen nachspürt, dem Sujet auf den Grund geht – statt ein vermeintliches Prestige zu polieren oder der Handicaphybris zu huldigen … Wenn das Wörtchen wenn nicht wär.
Was die Leute vom Stuhl reißen könnte
Sport lebt seit jeher vom Spektakel. Von direkten Duellen. Von Höchstleistungen im Grenzbereich. Keuchen, stöhnen, japsen. Grätschen, boxen, klammern. Schwitzen, speicheln, bluten. Durch die Luft segeln, aus Kurven driften, ins Ziel hechten. Auge um Auge, himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, Freude und Fron: So was törnt an. Auch der deutsche Dramatiker Friedrich Hebbel (1813 bis 1863) wusste: „Das Publicum beklatscht ein Feuerwerk, aber keinen Sonnenaufgang.
Selbst die sattsam bekannten spirituellen Hülsen von Golf als Spiel des Lebens oder als Demutsschule ziehen nicht mehr. Schade: Bobby Jones’ wunderbare Metapher „Golf is the closest game to the game we call life […] you have to play the ball as it lies“ zählt keinen Pfifferling in einer Spaßgesellschaft zwischen Selbstoptimierung und Work-Life-Balance.
Trotzdem ist Golf nicht langweilig. Bloß eben nicht in Mode in einer Freizeitkultur 4.0, in der Genusssüchtige auf der Suche nach Entertainment von Erlebnisblüte zu Erlebnisblüte flattern, eher taumeln unter der Wucht des Überangebots: hier ein bisschen Action, dort eine Prise Thrill, da eine ordentliche Portion Amüsement. Bereits 2016 hat der Zukunftswissenschaftler und Freizeitforscher Horst Opaschowski (Hamburg) konstatiert: „Alles, was über zwei Stunden dauert, stagniert oder geht zurück.“
Das war nicht nur ein Warnschuss zum Thema Spielformate, sondern sagt ebenso aus: Golf ist nichts, was man nur konsumiert, wovon man sich berieseln lässt, es verlangt Engagement, Eintauchen, Auseinandersetzung. Kaum jemand verschreibt sich noch einer Passion. Aber Golf ist verschreibungspflichtig, um das Sujet ganzheitlich zu erfassen. Mit allen Risiken und Nebenwirkungen.
Wer hingegen mit Maß und Mitte genießt, offen für alles ist und sich mit der Substanz des Spiels auseinandersetzt, für den ist Golf ein Füllhorn. Schließlich kommt ziemlich was zusammen in 600 Jahren Golfgeschichte mit Gesellschaftsfaktor.
Die gesamte Story findet ihr in der neuesten Ausgabe der perfect eagle
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